8. Strukturen des Alltages

▼ 187 (fortgesetzt)

Mobilität spielt eine zentrale Rolle in dem Alltag der untersuchten Personen, wenn auch, wie gezeigt, in unterschiedlicher Ausgestaltung. Die Notwendigkeit alltäglicher Mobilität wurde jedoch unabhängig von den individuellen Tagesabläufen als eine entscheidende räumliche und zeitliche Strukturierung des Alltages deutlich.

Zwei weitere Prozesse im alltäglichen Handeln der Personen wurden offensichtlich und rückten in das Interesse der Studie: Das Aushandeln von räumlichen Bezügen und Verlässlichkeiten in der mobilen Alltagswelt sowie das Bestreben, auch die mobilen Phasen des Tages möglichst intensiv zu nutzen und vor allen Dingen (und zu diesem Zwecke) persönlich auszugestalten. Bei beiden dieser täglichen Aushandlungsprozesse wurde der besondere, jeweils unterschiedliche Stellenwert von Medien deutlich. Das Unterwegssein als prägende Struktur des Alltages ist somit auch als Rahmen zu verstehen, in dem das Aushandeln von Verbindungen zwischen Mobilität und Orten stattfindet. Es stellt also eine eigene, durchaus persönlich geprägte, kreative Phase der Alltagsgestaltung dar.

▼ 188 

Mobilität und Ort ließen sich in den untersuchten Alltagen zunächst als räumlich und zeitlich getrennte Phasen betrachten. Studien, die sich an Barkers raum-zeitlichem Konzept des Behavior Setting ausrichten (vgl. Kaminski 1986b; Lichtenberg/Eitmann/Goldmann 2003), zeigen ebenso wie Barkers zentrale Studien selbst (vgl. ders./Wright 1951; Barker 1968), wie sich Alltag in Orte und Settings, die jeweils unterschiedlichen Einfluss auf das Handeln haben, unterteilen lässt. Alltagsgestaltung ist in diesem Sinne eine Aneinanderreihung von Handlungen in abgeschlossenen Settings (vgl. auch Kapitel 4.3). Mobilität erscheint hier weniger selbst als prägender Raum. Sie besteht vielmehr als notwendige Verbindung zwischen den Settings. (vgl. Bayazit 2007; Pohl 2009)

Die empirischen Erkenntnisse zeigten jedoch auch, dass das alltägliche Handeln über diese durchaus tief verwurzelten Abgrenzungen hinaus als ein Kontinuum zu verstehen ist, vor allem durch das Ineinander-Übergehen von ortsbezogenen und mobilen Handlungen durch Medien. Mobilität prägte in den untersuchten Fällen das Handeln an Orten oft schon lange, bevor das eigentliche Unterwegssein begann. Und während die Personen mobil waren, planten und gestalteten sie bereits das Handeln an weiteren Orten. Mobile Kommunikation hatte so einen maßgeblichen Anteil daran, dass es für die Gestaltung des Alltages weniger von Bedeutung war, ob sich der Handelnde an einem Ort oder in Bewegung befand. 

Dass Orte durch diese Entwicklung hin zu mobiler Kommunikation und einer Mobilisierung im Alltag nicht grundsätzlich in ihrer Konstitution und Berechtigung entkräftet wurden, zeigte sich darüber hinaus. Die Daten verdeutlichten, dass Orte durchaus durch Mediennutzung gestützt werden, etwa durch entfernte Bezugnahme mittels Kommunikationsmedien oder die Gebundenheit von Medien an bestimmte Orte.

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Dies leitet über zu einem weiteren zentralen Punkt: Dem Bestreben nach persönlicher Ausgestaltung des Alltages. Mobile Medien ermöglichten, dass hierzu auch oder sogar besonders die Zeiten des Unterwegsseins genutzt werden konnten. Aber ebenso waren es stationäre Medien, die Orte persönlicher und verlässlicher gestalteten. Eine Mediatisierung des Alltages schafft gewissermaßen zusätzliche Räume der Aushandlung: Sowohl an Orten wie auch in Bewegung kann das Handeln durch Medien vielschichtiger und beziehungsintensiver sein. Das Handeln im Raum wies durch (mobile) Kommunikation sowohl Bezüge zu entfernten anderen als auch zu zeitlich vor- und nachgelagerten Handlungen auf, etwa bei Verabredungen über das Mobiltelefon, bei denen die Ortsrelationen, die geplanten Handlungen sowie das gemeinsame zeitliche und räumliche Ziel eine Rolle spielten.

Durch die Verbindung von Erkenntnissen zu Mobilität, Ortsbezogenheit und persönlicher Ausgestaltung wurde die Bedeutung eines Prozesses für eine erfolgreiche Gestaltung des Alltagsablaufes besonders deutlich: Ein funktionierender Alltag zeichnete sich dadurch aus, dass Mobilitätsanforderungen und Raumbezüge möglichst nahtlos miteinander verbunden werden und im alltäglichen Handlungsfluss ineinander übergehen können. Das Zentrale in den untersuchten Alltagen war also die Einbindung von Mobilität in den Alltagsfluss, indem diese Phasen des Unterwegsseins durch mobile Medien persönlich gestaltet und so mit anderen Phasen und Orten des Alltages verknüpft wurden.

Angesichts mobiler werdender Alltage rückte also die Nutzung der Phasen des Unterwegsseins in den Vordergrund. Eine erfolgreiche Integration von Mobilität bedeutet dabei, dass die Zeit der Bewegung selbst dazu genutzt wird, den Alltag zu gestalten, um weiteren Mobilitätsanforderungen gerecht werden zu können. Keine leichte Aufgabe, wie Bonß/Kesselring anführen:

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„Das bedeutet aber, daß im Extremfall globalisierte und virtuelle Mobilitäten biographisch und alltagsorganisatorisch bewältigt werden müssen. Unter diesen Bedingungen kann man sich leicht vorstellen, daß die individuelle Konstruktion von Verläßlichkeit und Erwartbarkeit im Lebensverlauf und im alltäglichen Handeln zu einer massiven Gestaltungsaufgabe wird“ (dies. 1999: 60f).

In den folgenden Kapiteln vertiefe ich die genannten empirischen Erkenntnisse, bevor ich daran anschließend die Verbindung der einzelnen strukturierenden Elemente hervorhebe.

8.1. Das Unterwegssein: Alltägliche Mobilität

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Wie in der einleitenden theoretischen und thematischen Betrachtung deutlich wurde, ist Mobilität eine wesentliche Größe in der Alltagswelt von Menschen. Und auch in der Empirie zeigte sich, wie sehr Mobilität als ein zentrales Element der Alltagsgestaltung das Handeln prägt. Die entscheidende Frage ist dabei nicht gewesen, ob Personen im Alltag unterwegs sind. Dies konnte in einer mobilen Gesellschaft und in den gewählten mobilen Alltagen vorausgesetzt werden. Die drängende Frage ist vielmehr gewesen, wie Mobilität in den Alltag und somit in unterschiedliche Handlungen und Situationen eingebunden ist, welche Arrangements somit nötig sind, um einen mobilen Alltag zu bestreiten. Die Feststellung und Dokumentation alltäglichen Unterwegsseins ist daher vor allem die Grundlage und der Ausgangspunkt für die weitere Ergebnisdarstellung und -analyse. Denn die Ergebnisse der Studie beziehen sich immer wieder auf die Frage nach der Integration von Mobilität in das Alltagshandeln zurück.

Es zeigt sich zum einen deutlich, dass alltägliche Mobilität sehr unterschiedlich gestaltet sein kann und dass es innerhalb der untersuchten Fälle keine typische mobile Tagesgestaltung gab. Dies wurde in der Variabilität und persönlichen Prägungen der beschriebenen Alltagsgestaltungen deutlich. Zum anderen wurden im Verlauf der Datenauswertung Prozesse der alltäglichen Mobilität aufgedeckt, die fallübergreifend, also unabhängig von der individuellen Ausgestaltung, galten.

Bedeutung und Empfinden von Mobilität im Alltag

In allen Interviews war das Thema des alltäglichen Unterwegsseins ein wesentlicher Bestandteil der Schilderungen zur eigenen Alltagsgestaltung. Die Teilnehmer beschrieben anhand der von ihnen erstellten Fotografien die unterschiedlichen Stationen ihres Alltages und deren Verbindung durch räumliche Mobilität. Das Thema des täglichen Unterwegsseins war dabei Teil des offenen Leitfadens. Es musste jedoch nicht explizit angesprochen werden, sondern wurde von den Teilnehmern selbst eingebracht. Bezüge zu Mobilität fanden sich zudem in den Fotografien selbst wieder, wenn etwa Situationen in der Bahn oder das Fahrrad dargestellt wurden. In den Go-Alongs wiederum wurde der Stellenwert von Mobilität alleine schon durch die physische Erfahrung der Alltagswege ganz unmittelbar erfassbar.

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Dass der gewohnte Tagesablauf ohne die Möglichkeit zu Mobilität nicht zu denken wäre und die Phasen des Unterwegsseins den Tag in Abschnitte gliederten, wurde bald offensichtlich. In den Interviews wurden die einzelnen Alltagsphasen dabei getrennt nach räumlichen und zeitlichen Bedingungen geschildert, wie in den folgenden Fällen deutlich wird: „Frühstück, arbeiten gehen, [...] gemeinsam kochen“ (Beate/Interview), „Arbeit, Uni, meinen Freund treffen, Essen kochen […]. Abends fernsehen schauen.“ (Frieda/Interview) Auch die folgende Sicht macht solch eine Einteilung deutlich:

„Strukturen, die konstant sind: Morgens zur Baustelle, mittags zum Essen mit immer irgendwelchen Leuten und dann nachmittags zur Familie. Erledigungen. Und abends mein Mann.“ (Frau Schmitz/Interview)

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Immer wieder wurde der Ablauf der Alltage von den befragten Personen anhand solcher Gliederungen in Phasen beschrieben. Die Befragten orientierten sich bei der Schilderung ihres Alltages insbesondere an Tageszeiten und zentralen Orten sowie dem Wechsel zwischen diesen. Mobilität erschien dabei zunächst als selbstverständliches Geschehen zwischen diesen Orten. 

„Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, setze ich mich halt aufs Fahrrad und radel direkt los. Und wenn ich mit der U-Bahn fahre, dann manchmal guck ich noch in Geschäfte rein, aber die meisten haben schon zu. Dann geh ich auch zur U-Bahn.“ (Beate/Interview)

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Die Pragmatik der Raumüberwindung stand in solchen Äußerungen zu Mobilität im Vordergrund. Erst im Verlauf der Interviews wurde das Unterwegssein als bedeutungsvolle Phasen des Alltags beschrieben, besonders dann, wenn die Teilnehmer auf die persönliche Ausgestaltung dieser Zeiten eingingen.

In den Schilderungen der Teilnehmer zu Mobilität in ihrem Leben ließen sich zwei maßgebliche Bezugsebenen zu Mobilität ausmachen: Neben dem alltäglichen Unterwegssein berichteten alle Teilnehmer überdies auch von größerer, außeralltäglicher Mobilität etwa im Zusammenhang mit Reisen oder Wohnortswechseln. 

Außeralltägliche Mobilität: Indizien für alltägliches Unterwegssein

Auch wenn der Rahmen meiner Studie das Alltägliche im Sinne des Normalen, täglich Wiederkehrenden ist (vgl. Kapitel 2.2), lassen sich Exkurse zum Außeralltäglichen durchaus mit der Gestaltung eines mobilen Alltages in Verbindung setzen. Zum Bezug zwischen alltäglichen und außeralltäglichen Ereignissen schreibt Stagl:

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„Der Arbeitswoche folgt das Wochenende, dem Arbeitsjahr der Urlaub, der Lebensarbeit die Pension. Solche Intervalle bieten Raum für die Wiederkehr des Gleichen und für die Identitätsstiftung. […] Solche Ausnahmezeiten erlauben es, dem Alltag Konturen und Sinn zu geben.“ (ders. 2007: 30)

Aus der Beschreibung des Handelns im Besonderen konnten dabei Schlüsse für das Alltägliche gezogen werden, denn auch in der Beschreibung nicht-alltäglicher Mobilität fand sich das Alltägliche wieder. Und umgekehrt. Boomers führt hierzu an, dass es sich etwa bei Reisen „weniger um kontrastierende Gegenwelten, sondern um strukturhomologe Sonderwelten handelt“ (dies. 2004: 92). So zeigte sich, dass die außeralltägliche Mobilität alltägliche Mobilitätsvorstellungen und -möglichkeiten widerspiegelte. Frau Kraus beschrieb beispielsweise die Veränderung der Reisegewohnheiten, die mit dem zunehmenden Alter einherging:

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„Früher ja, wir haben zum Beispiel auch Urlaubsfahrten nach Sylt gemacht. War immer ne lange Strecke. […] Und das hat nachgelassen. Das fiel uns dann zunehmend etwas schwerer. ja.“ (Frau Kraus/Interview)

Sie sieht vor allem abnehmende physische Fähigkeiten als Grund für diese Entwicklung:

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„Vielleicht auch von der Konzentration. […] Wenn ich dann schon losfuhr, bekam ich am Anfang wie eine Nackensteifigkeit, ne Verspannung.“ (Frau Kraus/Interview) 

Dieser Wandel in der Einstellung und Fähigkeit zu Mobilität findet sich dann auch auf der Ebene des alltäglichen Unterwegsseins wieder. Zwar sei sie immer noch gerne mobil, müsse aber zunehmend Einschränkungen hinnehmen. Etwa hinsichtlich der eigenen Beweglichkeit (zum Beispiel beim Sport) oder bei der Länge alltäglicher Wege. Die außeralltägliche Mobilität erscheint so als weiteres Exempel für die Rolle des alltäglichen Unterwegsseins. Frieda, die betont, dass ihr größere Mobilität im Alltag zu viel sei und dass sie im wahrsten Sinne des Wortes das Naheliegende schätze, bleibt dieser Einstellung auch im Urlaub treu: „Ich bin da eigentlich in Deutschland auch ganz zufrieden [lacht]. Also ich muss nicht so, ich bin nicht so weltenbummlermäßig.“ (Frieda/Interview)

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Auch Wohnortswechseln stellen solche außeralltägliche Mobilität dar. Sie werden in den Interviews als Grundlage für eine mögliche Neuausrichtung der täglichen Mobilität genannt. Die kurzfristige Besonderheit des Neuen wurde jedoch mit der Zeit zum Gewohnten, wie die Befragten schilderten. Auf solche großen Veränderungen der Mobilität folgten Phasen der Normalisierung, die schließlich zu einem neuen, aber eben auch verlässlichen, routinierten Alltagshandeln führten. So nimmt auch Giddens an, dass sich nach größeren biographischen Wechseln in der Regel das Alltägliche in Form von Gewohnheiten immer wieder durchsetzt:

„Gibt es im Leben einer Person eine bedeutsame Veränderung – wie die Beendigung des Studiums und den Eintritt in die Arbeitswelt – dann sind gewöhnlich größere Veränderungen der Alltagsroutinen erforderlich. Im Normalfall werden jedoch bald neue und ziemlich regelmäßige Gewohnheiten erworben. Unsere alltäglichen Routinen und die durch sie erforderlich gemachten Interaktionen verleihen also unserem Tun Struktur und Form.“ (ders. 1995a: 101)

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Beispielhaft für solch eine Neuausrichtung der alltäglichen Mobilität, wie sie alle Teilnehmer bereits erlebt haben, ist der Fall von Viktor. In zweierlei Hinsicht wurde seine Alltagsmobilität in neue Bahnen gelenkt: Zum einen ging mit dem Berufs- und Wohnortswechsel die Planung neuer Alltagswege einher: „Also wir haben gesucht, dass es möglichst nah ist für meine Arbeit. Also möglichst nah und nen schönes Wohnviertel. Das war uns wichtig.“ (Viktor/Interview). Zum anderen haben sich durch neue Rollen innerhalb der Familie seine Wege verändert: Als Vater in Elternzeit ist er ganz anders unterwegs als in seinem Beruf als Referent. Als Beispiel nannte er neben den vielfältigen neuen Alltagswegen seine geänderte Einstellung zu Dienstreisen:

„Zum Beispiel hab ich mir so gedacht, eine Auslandsreise im Jahr das ist ok. Mach ich gerne. Und darauf versuch ich´s so ein bisschen zu beschränken. Aber vor allem der Familie wegen. Also gar zu mobil möcht ich nicht sein.“ (Viktor/Interview) 

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Die neuen Wege und das neue Unterwegssein gingen nach einer Phase der Umstellung in alltägliche Routinen über. Auch wenn sich Viktor gerne, wie er sagte, Veränderungen stellt, schätzte er die „grundsätzliche Stabilität“, die sein Alltag nach der Eingewöhnung mit sich brachte: „Also wir finden es schon gut, wenn wir jetzt ein paar Jahre wirklich hier bleiben. Wir brauchen doch immer ne Weile, um Leute kennen zu lernen, um uns einzuleben.“ (Viktor/Interview) Generell wurden neue Anforderungen im Alltag von den Teilnehmern mit der Zeit als normal betrachtet, wie auch ein Zitat von Beate zeigt:

Beate: Wenn man [sich, GFK] zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt umschaut, wird immer erwartet, dass man bereit ist, Entfernungen halt zurückzulegen. Und sich auf neue Situationen einzustellen.
Interviewer: Wie empfindest Du das?
Beate: Teilweise normal. Und teilweise anstrengend. […] Wenn man viel rumflitzen muss und ständig neue Situationen bewältigen muss, ist das schon anstrengend. Aber irgendwie auch wird´s halt normal, wenn man´s immer macht.“ (Beate/Interview)

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Größere Veränderungen der Lebenssituation und das Alltäglich-Werden der neuen Wege und Mobilitätsanforderungen wurden immer wieder als Bezug zur alltäglichen Mobilität geschildert. Beate und Karin beschrieben, dass sie sich nach Umzügen eine neue Infrastruktur hinsichtlich von Orten, die sie gerne aufsuchen und an denen sie bekannte Personen treffen, einrichten. Beide sahen beispielsweise Stammcafés als zentralen Anlaufpunkt und als Sicherheit in ihrem Alltag. Herr Dr. Kraus bereitete sich, wie geschildert, längere Zeit auf seine Pensionierung vor und plante diesen tiefgreifenden Umschwung seines täglichen Handelns. Nach einer kurzen Phase der Umgewöhnung hat er sich, wie er sagt, problemlos in die neuen Wege seines Alltages eingefunden. Frieda entschied sich nach ihren Erfahrungen im Studium ganz bewusst für einen Ort und Job, an dem keine größere tägliche Mobilität von ihr gefordert wurde. Es wurde deutlich, dass mit dem Wechsel der räumlichen Umgebung bestimmte Erwartungen und Planungen hinsichtlich der zukünftigen Alltagsgestaltung und somit auch der Alltagswege einhergingen (vgl. Schneider/Limmer/Ruckdeschel 2002: 179ff).

Chapin sieht solche größeren räumlichen Veränderungen in Form eines Umzuges als das Resultat einer Abwägung zwischen bisheriger Situation und (neuen) Ansprüchen. Er spricht von einem

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„continuous process of conscious or subconscious evaluation the members of the urban household make with respect to two aspects of the »activity space«: 1) their satisfaction with their day-to-day activity routines in social and geographic space, and 2) their satisfaction with the amenities with their social and physical surroundings.“ (ders. 1974: 12)

Dass bestimmte Bedürfnisse oder Notwendigkeiten hinsichtlich alltäglicher Mobilität eine große Rolle hierbei spielen, wurde auch in der Untersuchung deutlich: Friedas Umzug in eine ruhigere Gegend mit kurzen alltäglichen Wegen spiegelt ihren Wunsch nach einer Begrenzung der Mobilitätsanforderungen wider. Der neue Wohnort von Viktors Familie ist nach den Wegen der Kinder und nach den beruflichen Wegen hin ausgerichtet. Und Gero plant zur Reduktion der Alltagsmobilität einen Umzug, damit das Pendeln wegfällt. Auch wenn ein biographischer Wechsel neue Mobilitätsanforderungen mit sich brachte und den bisherigen Alltag durcheinandergeworfen hat: Die neuen Wege wurden mit der Zeit in die Gestaltung des Alltages und somit in den Fluss alltäglichen Handelns eingebunden und so zu einer Selbstverständlichkeit. Neue Mobilität wurde in die Vorstellungen eines persönlichen Alltages eingebunden.

Alltägliche Routen als Gliederung des Tages

Feste, etablierte Alltagswege lassen sich so in allen Fällen der Studie ausmachen. Bewegung und das Unterwegssein sind die Verbindung verschiedener Phasen des Alltages. Tägliche Wege sind grundlegend in die Struktur des Alltages eingebunden und werden von den Befragten als wiederkehrende Muster geschildert. Insbesondere der Weg zur Arbeit beziehungsweise zur Schule ist ein zentraler Aspekt in den Beobachtungen und Befragungen gewesen. Selbst der arbeitslose Interviewteilnehmer Herr Eberle richtete, wie beschrieben, seine täglichen Wege immer noch so aus, wie zuvor an seinen Arbeitstagen: Der beschriebene Tag „ist eigentlich […] auch Alltag, wenn ich arbeiten muss.“ (Herr Eberle/Interview)

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Diese Wege zu regelmäßigen, meist täglichen Terminen erschienen eingespielt. Sei es, dass die Schülerin Doro jeden Morgen von ihrem Vater zur Schule gebracht wird, damit die Familie länger schlafen kann, dass die Schmuckdesignerin auf der täglichen Fahrt mit dem Fahrrad zu ihrem Geschäft immer einen Zwischenstopp in ihrem Lieblingscafé einlegt oder dass sich Herr Eberle Kaffee und Brote für die Fahrt mitnimmt. Sei es, dass Frau Kraus seit 30 Jahren jeden Tag bestimmte Wege zurücklegt, um den Haushalt zu organisieren oder dass Gero regelmäßig zu seiner zweiten Praxis pendeln muss: Das Unterwegssein im Alltag auf gleichen Strecken, läuft in den Schilderungen aller Teilnehmer tagtäglich immer wieder ähnlich ab. Variationen wurden meist nur in der Wahl des Transportmittels genannt etwa aufgrund der Wetterbedingungen.

Nach welchem eingespielten Muster Wege ablaufen können, schildert Herr Eberle, wenn er abends das Zurückkehren nach Hause beschreibt, das jeden Tag die gleichen Stationen beinhaltet:

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„Dann geh ich, das ist auch ein Ritual sozusagen, wenn ich wieder zurück bin in Bad Godesberg, […] erst mal zum Postfach. […] Also ich komm nachhause, beziehungsweise ich steig in Bad Godesberg Bahnhof aus. Und dann ist der erste Weg *****straße, dann guck ich, was gibt´s im Bioladen an Brot. Gibt´s da ein Angebot. […] Und dann guck ich beim wie heißt er, beim Reformhaus.“ (Herr Eberle/Interview)

Und schließlich schildert er: „Ich weiß einfach, ich komm nach Hause, war bei der Post und geh noch zu REWE oder zu TOOM. […] Das dauert keine fünf Minuten, weil ich weiß, in welches Regal ich will.“ (Herr Eberle/Interview).

Auch in den anderen Interviews sowie in den Beobachtungen zeigte sich, wie sehr das alltägliche Unterwegssein bestimmten Abläufen folgt. So beschreibt Viktor wie seine Mobilität von den Terminen der Kinder abhänge und dass Orte wie der Kindergarten oder auch das Wohnviertel die täglichen Wege bestimmten. Er fasst das tägliche Unterwegssein so zusammen:

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„Kurze Strecken, alles noch hier im Viertel. Vormittags mit Fahrrad und Fahrradanhänger. […] Godesberger Innenstadt, *****straße sind so das Gebiet. Und nachmittags schieb ich den Kinderwagen. Und dann hab ich das Laufrad immer mit dabei zum Kindergarten runter. Und da holen wir den Stefan ab und der fährt dann mit dem Laufrad zurück.“ (Viktor/Interview) 

Sein täglicher Bewegungsrahmen beschränke sich auf das direkte, fußläufig erreichbare Umfeld. Auch die Wahl des Wohngebietes, das die genannten Wege vorgibt, sei mit Hinblick auf die Kinder getroffen worden: „Um mit Kindern zu wohnen ist es hier halt, finden wir es doch nahezu ideal.“ (Viktor/Interview) Auch die Kellnerin Beate schilderte, wie sehr ihr Alltag durch die täglichen Wege unterteilt werde. So ist der Morgen zu Hause bereits auf die Arbeit hin ausgerichtet, da Vorbereitungen für den Tag außerhaus getroffen werden. Der Weg dorthin sei eine notwendige Überbrückung der Distanz, die Beate zuweilen als lästig empfindet. Die Rückfahrt wiederum läutet den Feierabend ein. Dies beginnt damit, dass Beate ihren Mann anruft, und sich dann auf den Weg macht. So beschrieb sie diesen Weg auch positiver als die morgendliche Fahrt zur Arbeit.

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Solche täglichen Strukturen, die anhand der täglichen Mobilität offensichtlich wurden, lassen sich nach Giddens als Grundlage und Folge des Handelns gleichermaßen verstehen (vgl. ders. 1992; Joas 1992). Die täglichen Wege sind zum einen Resultat von Mobilitätsanforderungen. Sie sind aber zum anderen zugleich das Ergebnis der persönlichen Ausgestaltung, die in wiederkehrenden Handlungen diese Handlungsrahmen geprägt hat.

Mobilität als verbindendes Element der Alltagsphasen

Alltag erscheint in diesen Betrachtungen als eine Verkettung von Handlungen an unterschiedlichen Orten. Die verschiedenen Stationen sowie die Bewegung dazwischen lassen sich in raum-zeitliche Bezüge setzen und als lineare Abfolge darstellen. Alltägliche Mobilität ließ sich dabei über die Schilderungen hinaus in den Beobachtungen innerhalb der unterschiedlichen Phasen noch weiter differenzieren. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Arbeitsalltag. Während die Teilnehmer in den Interviews die durch räumliche Mobilität getrennten Phasen eines Alltages als feste Strukturen beschrieben, wurde gerade in der begleitenden Beobachtung deutlich, dass jede dieser Phasen selbst wiederum durch vielfältige räumliche Bewegung geprägt war.45 

Einzelne Räume, Orte oder Settings ließen sich so weiter in Subsettings unterteilen. Durch das begleitende Forschen wurden so auch kleinere Phasen der Mobilität beziehungsweise (Aus-)Handlungen zu deren Vorbereitung offensichtlich (vgl. Hulme 2004: 2). Das Setting „Baustelle“ bei Frau Schmitz etwa war ebenso wenig ein homogenes Gebilde, wie der Arbeitsplatz von Beate oder Karin. Vielmehr waren diese Orte zusammengesetzt aus vielen Handlungssituationen, die durch die Bewegung der Teilnehmer an diesem Ort verbunden wurden. Alleine an diesen Orten trafen sie mit einer Vielzahl von Personen zusammen beziehungsweise kommunizierten medial mit ihnen, wobei sich ständig neue Kommunikationskonstellationen bildeten. Gemeinsam mit der handelnden Person an dem Ort des Geschehens zu sein, eröffnete die Perspektive auf diese vielfältigen Mobilitäts-Arrangements, die von den Teilnehmern auch an solchen festen Orten wie dem Arbeitsplatz ausgehandelt wurden. Etwa, indem sie Verabredungen planten, ihren weiteren Alltag organisierten oder sich in der Phase des Aufbruchs auf das Unterwegssein vorbereiteten. Zudem zeigte sich in den Go-Alongs die hohe räumliche Bewegung vor Ort. Das ständige Umherlaufen, Erledigen kleinerer Dinge und Treffen von Personen waren Beispiele für Mobilität innerhalb eines Ortes als Setting, wie in dem folgenden Beispiel deutlich wird:

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„Während der Arbeit hinter der Theke (Geschirr ausräumen, Kuchen schneiden) schaut sie immer wieder nach draußen (Außenbereich des Cafés), ob neue Gäste eingetroffen sind. Beate ist in einem ständigen Bewegungsfluss. Sobald sie die aufgenommenen Bestellungen abgearbeitet hat, beginnt sie wieder erneut mit den Vorbereitungen für die nächsten Gäste. Ordnet und säubert ihren Arbeitsbereich und spült Geschirr. Zudem muss sie den Belag für die Tomaten-Bruschetta neu zubereiten und bindet diese Arbeit immer wieder von neuem in kleinere ruhige Phasen ein, muss jedoch sehr häufig unterbrechen, da ständig neue Gäste kommen.“ (Beate/Go-Along)

In den Befragungen wiederum wurden solche Bewegungen und Interaktionen innerhalb von Settings oft nur am Rande oder auf Nachfrage hin beschrieben. Bei der Schilderung des Alltagsverlaufes zogen die Teilnehmer vielmehr eine Unterteilung ihres Tages in größere Phasen der Mobilität und der Lokalität heran, um sich in ihren Erzählungen zu orientieren. So wurden insbesondere das Verlassen des Zuhauses und das Zurückkehren dorthin als deutliche Wechsel angeführt. Das Aufbrechen wird durch vorhergehende Handlungen am Ort (beispielsweise Schminken, Tasche packen, Abläufe planen) bereits länger vorbereitet, das Zurückkehren nachhause beschließt meist die tägliche Mobilität.

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Besonders eindringlich und somit anschaulich schildert Herr Eberle seine Empfindungen zu diesem Wechsel des Handlungsrahmens, den er an einem visuellen Bezug festmacht (s. Abb. 4):

„Wenn ich dann aus dem Haus gehe, [sind, GFK] die Mülltonnen sozusagen der Moment, wo ich wirklich das Haus verlassen habe. Also das ist so wie so ne Grenzlinie. Wenn ich hier an den Mülltonnen vorbei bin, gibt´s sozusagen kein Zurück mehr. Dann gibt´s Raus-in-die-Welt.“ (Herr Eberle/Interview)

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Und abends wieder: „Also auf dem Rückweg ist dann wieder das Ritual, dann kommt erst die Mülleimer. Dann den Schlüssel raus, auf Haustür zu.“ (Herr Eberle/Interview)

Abb. 4: Müllcontainer als visuelle Grenze zwischen dem Zuhause und dem Unterwegssein

Zwar nicht immer ganz in dieser Deutlichkeit so wird doch das Nachhause-Kommen meist als eine merkliche Veränderung von Mobilität zu Beständigkeit oder das Zuhause-Sein als Gegenstück zum Unterwegssein beschrieben, etwa durch Attribute wie „gemütlich“ oder „ruhig“ oder durch das Schildern bestimmter Rituale.

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Dadurch, dass räumliche Mobilität Phasen des Alltages so offensichtlich durch die physische Bewegung voneinander trennt, konnten die Alltage als eine Aneinanderreihung aufgesuchter Orte und den mit diesen verbundenen Begegnungen, Aushandlungen und Restriktionen dargestellt werden. Diese auf einer grundlegenden Strukturierung von Alltag basierende Betrachtungsweise wurde im Laufe der Datenauswertung schrittweise erweitert. Denn es zeigte sich zwar, dass eine solche strukturelle Einteilung eine pragmatische Herangehensweise war, um das Alltagshandeln organisiert darzustellen und bestimmten Alltagsphasen und Orten zuzuordnen. Handlungen ließen sich jedoch oft genug nicht auf einzelne Alltagsphasen begrenzen, sondern reichten über Orte hinaus oder wurden unterbrochen und zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wieder aufgegriffen. Sie überspannten dabei über einzelne Settings hinausgehend mehrere Phasen des Alltages (vgl. auch Kapitel 9.1f). Dies wird in Raum-Zeit-Modellen meist ebenso wenig berücksichtigt, wie der folgende Punkt: Es wurde offensichtlich, dass auch das Unterwegssein selbst als eigene, kreative Alltagsphase betrachtet werden muss, da hier die persönlichen Gestaltungen des Alltages ebenso vorangetrieben wurde, wie an lokalen Orten (vgl. Kapitel 9; 9.4). Auf diesen persönlichen Einfluss der Teilnehmer auf die Alltagsgestaltung gehen die beiden folgenden Kapitel ein.

8.2. Etablieren einer persönlichen, verlässlichen Alltagsgestaltung

Das Resultat einer steten Aushandlung zwischen mobilen und ortsbezogenen Situationen, das Planen und Arrangieren der jeweils anderen Phasen aus der augenblicklichen Situation heraus und somit das Herausbilden eines auf vielfältigen Aushandlungen zwischen Orten und Mobilität basierenden, immer vorwärtsdrängenden Handlungsflusses ist ein Alltag, der über die gegebenen Strukturen und Anforderungen hinaus zudem ein persönlich gestalteter ist. So liegen die Routinen des Alltages ursprünglich oft genug in persönlichen Bestrebungen und Ausgestaltungen begründet. Neben allen strukturellen Vorgaben, findet sich das Persönliche auch als „schöpferisches Moment der Unruhe“ (Kirchhöfer 2000: 27) im alltäglichen Handeln wieder.

Die befragten und begleiteten Personen zeigten ein besonderes Interesse daran hervorzuheben, dass sie ihren Alltag innerhalb der Vorgaben nach ihren Vorstellungen gestalten. Handlungen und Veränderungen wurden vielfach mit ganz persönlichen, eigenen Entscheidungen begründet. Mit dieser persönlichen Gestaltung geht ein Bestreben nach Sicherheit einher. So finden sich immer Bezüge zu Konstantem und Verlässlichem im Alltag, die persönlich geprägt sind und „das Gefühl der Kontinuität von Dingen und Personen“ (Giddens 1995b: 117ff) stützen. Die persönliche Gestaltung von Routinen und damit die „Vorhersagbarkeit der (anscheinend) geringfügigen Routinehandlungen des tagtäglichen Lebens ist mit dem Gefühl psychischer Sicherheit zutiefst verwoben“ (ebd.: 124f).

Persönliche Orte in einem mobilen Alltag

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In allen Interviews äußerten die Teilnehmer den Wunsch nach Verlässlichkeit in ihrem Alltag. So schilderten sie ihr Bedürfnis, bestimmte feste Punkte in ihrem Alltag zu etablieren. Oft wurden diese als Gegenpol zur Mobilität gesehen. So nannte etwa Beate die Bezüge „Konstantes, Zu Hause, Mit kleinen Alltagsritualen“ (Beate/Interview) als ihren Ausgleich für die Anstrengungen eines mobilen Tages, auf den das Alltagshandeln im Abschluss des Tages hinausläuft: „Da hab ich meine Uhr fotografiert [gähnt], weil ich da langsam müde wurde und gerne nach Hause gegangen wär [lacht]“ (Beate/Interview). Das Zuhause als Ort wurde über die Fälle hinweg nahezu synonym für Beständigkeit und Ruhe genannt. So sieht Karin etwa in ihrer Wohnung „so ne Art Ruhepol.“ (Karin/Interview) Das Nachhause-Kommen schloss dabei, wie in folgendem Fall besonders deutlich wird, einen Kreises, den der Alltag zeichnet:

„Auf dem Foto sieht man meinen Schlüssel, der in der Tür steckt, jetzt bin ich zu Hause. Die offene Wohnungstür. Umarmung. Ist auch wichtig, wenn ich ankomme. Und Abendessen. Und dann hab ich nochmal meine Uhr fotografiert, weil ich´s ja auch gemacht hab, als ich losgegangen bin. Und jetzt bin ich halt wieder zu Hause.“ (Beate/Interview)

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In diesem Sinne hebt Zschocke hervor, dass alltägliche Mobilität den Charakter „zirkulärer Mobilität“ besitzt (dies. 2005: 20), da der morgendliche Startpunkt und das abendliche Ziel meist ein und derselbe Ort ist. Die Mobilitätsbemühungen des Tages drehen sich so im Kreis, da das Ziel der Mobilität am nächsten Morgen auch wieder ihr Ausgangspunkt ist. Hiervon grenzt Zschocke die (oft außeralltägliche) „Zielmobilität“ ab (vgl. ebd.: 21ff). So kann das einzelne Unterwegssein im Alltag, etwa die Fahrt zur Arbeit, als zielgerichtete Mobilität gesehen werden. Eingeordnet in den gesamten Alltagsfluss – und genau dies ist ja die Perspektive dieser Studie gewesen – findet sich eine solche Mobilitätsepisode eingebunden in den Zusammenhang alltäglicher Zirkularität von Mobilität wieder. Diese Geschlossenheit und Regelmäßigkeit stiftet Verlässlichkeit in der Alltagsgestaltung. Zumal das Zuhause als privater, besonders persönlicher Bereich den Ausgangspunkt und das Ziel dieses täglich neu beginnenden Kreislaufes bildet.

Bestimmte Symbole oder Rituale leiteten das abendliche Schließen dieses Kreises ein. Frieda etwa hat ihre Hausschuhe fotografiert, weil diese für sie ein Symbol für den Wechsel zwischen Unterwegssein und dem Zuhause sind: „Meine Hausschuhe. Weil ich die immer anziehe, wenn ich nach Hause komme. Und ich mag die gern. Und die sind gemütlich. Und deswegen finde ich die wichtig.“ (Frieda/Interview) Dabei wurde das Zuhause oft als besonderer, einzigartiger Ort beschrieben, denn nur „Zuhause ist halt zu Hause.“ (Beate/Interview) oder zumindest ein „zentraler Ort“ (Frieda/Interview). 

Denn das Zuhause, das als ein Ort der Beständigkeit oder Verlässlichkeit beschrieben wurde, bietet einen Raum, in dem das Persönliche besonders zu Tage treten kann. „Es ist schön, zu Hause zu sein.“ (Beate/Interview) und weiter: „eigentlich nur in meinem Zuhause fühl ich mich halt ja, geborgen.“ (Beate/Interview) Denn, so schilderte Beate, es sei ein Ort, den sie persönlich ausgestalten und an dem sie sich entfalten kann: „Ja, dann hab ich noch ein Foto von meinem Sessel mit vielen Kissen. Ist halt gemütlich. Kann ich mich dann ausruhen. Und Abendessentisch. Fernseher und Häkelkram [lacht]“ (Beate/Interview). Dieses Gefühl, sich frei ausleben zu können, sieht sie im Kontrast zu ihrem Arbeitsalltag. Denn dort habe sie innerhalb der durch andere vorgegebenen Strukturen nur wenig Gestaltungsspielraum. Zuhause ist sie jedoch von Eigenem, Persönlichen umgeben: „Zu Hause müssen halt alle meine Sachen sein, die ich gerne mag.“ (Beate/Interview) Offensichtlich wird die persönliche Präferenz des Zuhauses im Vergleich zu anderen Orten auch in der folgenden Schilderung von Karin:

▼ 213 

„Ich brauch auf jeden Fall nen schönes Zuhause. […] Ich geb lieber mehr Geld für ne schöne Wohnung aus und für ne Wohnung, wo ich Platz hab, wo ich mich wohl fühle, als irgendwie ständig abends wegzugehen. Das ist mir wichtiger.“ (Karin/Interview)

Platz zu haben und sich entfalten zu können, spielte oft eine große Rolle, wenn die Teilnehmer beschrieben, wie sie sich ihr Zuhause und die Zeit dort persönlich gestalteten. Denn hier waren die Teilnehmer weniger abhängig von äußeren Vorgaben und der Interaktion mit anderen. Deshalb erschien das Zuhause als persönlicher Gegenentwurf zu den Anforderungen, mobil zu sein.

„So kleine Highlights“ – Persönliche Gestaltung des Unterwegsseins

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Aber auch der Umgang mit und die Integration von Mobilität folgte individueller Ausgestaltung, wie etwa bei der Begründung der Wahl von Verkehrsmitteln, zum Beispiel für das Fahrrad und gegen ein Auto, deutlich wurde:

„Die Entscheidung fürs Viertel ist die richtige gewesen. […] Also, wir haben kein Auto. Auch das ist noch ne bewusste Entscheidung. Und deswegen ist für uns so die Fahrradtauglichkeit wichtig.“ (Viktor/Interview)

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Nach und nach wurden weitere Begründungen für diese Entscheidung bezüglich der Mobilitätsgestaltung angeführt:

„Einerseits ökologisches Bewusstsein. Und andererseits ist es doch auch gut, wenn man den Alltag so organisieren kann, dass man´s [das Auto, GFK] nicht braucht. Und so ne eigene Fitnesserwägung.“ (Viktor/Interview)

▼ 216 

Die Teilnehmer führten zunächst meist persönliche Gründe bei ihrer Verkehrsmittelwahl an, indem sie etwa die eigene Unabhängigkeit oder die Freude an bestimmten Fortbewegungsarten hervorhoben. Immer wurden jedoch im Laufe der Interviews auch Begründungen genannt, die äußere Einflüsse für die Wahl des Verkehrsmittels in den Vordergrund rückten, etwa ökonomische Gründe oder die Lösung von Abhängigkeiten. Auch das Wetter oder die Gegebenheiten des Wohnortes wurden spielten eine Rolle, wenn es um die Ausgestaltung der alltäglichen Mobilität ging.46 Viktor, der die Entscheidung gegen ein Auto als persönlich motiviert beschrieb, räumte später ein „Jetzt mit zwei Kindern wär´s vielleicht anders in dieser großen und dreckigen Stadt. Da [in Berlin, GFK] hätten wir wahrscheinlich ein Auto inzwischen.“ (Viktor/Interview) und nennt somit weitere Faktoren, die die Ausgestaltung alltäglicher Mobilität bestimmen.

Neben den Vorgaben, die Wohnort und Verkehrsanbindung auf das tägliche Unterwegssein hatten, führten Teilnehmer auch an, selbst persönliche Grenzen der Mobilität zu setzen. So wurde etwa die Bereitschaft, für eine Arbeitsstelle mobil zu sein, relativiert und Grenzen beschrieben, wie weit man für einen Job pendeln oder wohin man für diesen umziehen würde:

▼ 217 

„Es ginge jetzt meinetwegen, wenn ich mit dem Bus vielleicht ne viertel Stunde bräuchte oder so. Wär auch ok. Aber nicht jetzt, wenn ich irgendwo ne Stunde oder so hinfahren müsste.“ (Frieda/Interview)

Es wurde jedoch auch thematisiert, dass die persönliche Entscheidungsfreiheit eingeschränkt sei, etwa wenn die Arbeitsstelle eine hohe räumliche Mobilität erfordere. Zudem wurden das Zurückstellen persönlicher Präferenzen oder deren Neubewertung in Hinblick auf Mobilität geschildert. So beschrieb Viktor, dass er seine persönlichen Einstellungen mit Rücksicht auf die Kinder, aber auch mit Blick auf die Arbeit im Vergleich zu früher einschränke. „Ich glaube Bonn war nicht unsere erste Wahl, [lacht] das geb ich zu. Wir kommen aus Berlin. Wir fanden es eigentlich sehr schön in Berlin und wären auch gerne da geblieben.“ (Viktor/Interview) Doch die Überschaubarkeit der Stadt und die kurzen Wege seien gerade hinsichtlich des Lebens mit kleinen Kindern klare Vorteile, so dass sie sich für Bonn entschieden hätten.

Das Bedürfnis nach einer persönlichen Gestaltung des Alltages wurde auch im Kleinen deutlich. Herr Eberle, auf Grund seiner Arbeitslosigkeit finanziell und in der Folge auch in seiner Mobilität eingeschränkt, nannte diese persönlichen Elemente „so kleine Highlights“ (Herr Eberle/Interview), womit er das spontane Kaffeetrinken oder sich einen Kuchen zu gönnen meinte. Hierdurch werde der Alltag durch persönliche Entscheidungen aufgelockert: 

▼ 218 

„Also, was weiß ich, eben mal irgendwo nen Kaffee trinken oder abends dann, also ich hab keinen Fernseher, sondern ich schau mir dann im Internet irgendwie auf ZDF die Rosenheimcops oder die Nachrichten an. […] Oder zu sagen, genau, vorhin hat ich das auch: jetzt trink ich, beim Bahnhof gibt´s so´n Mr. Baker oder sowas ähnliches, trink ich da nen Kaffee und ess so´n Muffin, Schoko-Muffin. So kleine Dinge entstehen, die sind nicht geplant, sondern entstehen eigentlich spontan.“ (Herr Eberle/Interview)

Diesen kleinen persönlichen Abwechslungen stellt er die früheren Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung entgegen, besonders, wenn er von seinen Reisen erzählt. Sie sollen das Fehlen solcher Mobilitätserfahrungen ein wenig kompensieren.

▼ 219 

Es wurde über alle Interviews hinweg deutlich, dass die Teilnehmer ihren eigenen Einfluss auf die Alltagsgestaltung betonen. Andererseits reflektierten sie ebenso, dass sie hierbei von anderen Strukturen abhängig sind. Vor allem wurde hier die Notwendigkeit täglicher Mobilität angeführt. Diese bestimmte den grundsätzlichen Ablauf des Alltages und schränkte somit die persönliche Ausgestaltung ein. Dennoch schilderten die Teilnehmer, dass sie neben der Gestaltung von Handeln an Orten, ebenso versuchten die Phasen der Mobilität durch Mediennutzung persönlicher zu gestalten. Hier wurde eine gewisse ambivalente Haltung deutlich: Zum einen wurde Mobilität als etwas Trennendes, zuweilen Lästiges beschrieben, zugleich aber Phasen des Unterwegsseins als persönlich, produktiv und entspannend gesehen. Schmid hebt insbesondere den zweiten Aspekt und somit die Bedeutung solcher Zeiten für die Persönlichkeitsbildung hervor:

„Die leere Zeit hat den Vorteil, dysfunktional und frei von Ziel und Zweck zu sein; so kann sie damit angefüllt werden, nichts zu tun, zu flanieren und zu diskurrieren, in den Tag hinein zu träumen, sich der Sinnlichkeit hinzugeben. Es ist die leere Zeit, in der neue Gedanken gedacht und alte Erfahrungen verarbeitet, andere Gedanken aufgenommen und neue Erfahrungen gemacht werden; es ist die Zeit des Selbst.“ (ders. 1998: 360)

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So sehr, wie räumliche und zeitliche, aber auch soziale Strukturen in den Interviews als Einfluss auf den Alltag beschrieben beziehungsweise in den Go-Alongs beobachtet wurden, so sehr zeigte sich, dass auch persönliche Einstellungen für die Alltagsgestaltung prägend sind. Dies beginnt mit der persönlichen Einteilung von Handlungsabläufen und Handgriffen im Kellner-Beruf von Beate und den täglichen Besonderheiten, die sich die Teilnehmer in ihrem Alltag einräumten. Sich im Alltag Zeit für bestimmte Personen zu nehmen und diese zu treffen, fiel ebenso hierunter. Und dies geht weiter bei der längerfristigen Einprägung des Persönlichen in das Alltagshandeln, wie es sich etwa in der Beobachtung des sehr spezifischen Umgangs von Frau Schmitz mit ihren langjährigen Mitarbeitern fand: Es hat sich ein für Außenstehende etwas befremdlich wirkender, humoristisch-sarkastischer Umgangston als Resultat eines langen Abstimmungsprozesses aufeinander herausgebildet. Dieser Humor sei eine wesentliche Grundlage für das gute Zusammenarbeiten, so Frau Schmitz. Jeder der Mitarbeiter könne die so verpackten Hinweise deuten:

„Die wissen halt einfach, ja, wie ich ticke und wie ich laufe. Und die wissen einfach, wenn ich nen Spaß mache, dann mag´s vielleicht auch manchmal derb sein, aber sie wissen im Grunde genommen können sie sich bedingungslos auf mich verlassen. Und dann wird mir auch der ein oder andere dumme Spruch verziehen.“ (Frau Schmitz/Interview) 

▼ 221 

Es hat sich also eine sehr persönliche Art der Kommunikation untereinander entwickelt. Auch in den Schilderungen von Frau Kraus wird deutlich, wie sich in der langen Zeit ihrer Tätigkeit als Hausfrau ein routinierter und verlässlicher, aber insbesondere auch persönlicher Alltag herausgebildet hat. Auch Freundeskreise oder generell soziale Netzwerke wurden immer wieder als verlässliche persönliche Strukturen im Alltag beschrieben. Frau Schmitz etwa verlässt sich geschäftlich und privat auf ihren Mitarbeiter Herrn Zeit, mit dem sie bereits 17 Jahre zusammenarbeitet:

„Er ist mein, mein rechter […] Arm, meine rechte Hand, mein linker Arm, meine linke Hand. Der ist alles für mich. Und dazu isses mein Freund. Und, ja, ich vertraue ihm, ich liebe ihn, wir arbeiten schon so lange zusammen und das ist einfach fantastisch. Er weiß, wie ich ticke. Ich weiß, wie er tickt. Und wir können uns furchtbar streiten. Aber grundsätzlich irgendwie wird immer wieder deutlich, wie wichtig wir für einander sind.“ (Frau Schmitz/Interview)

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Gegenseitiges Vertrauen und gemeinsame Erfahrungen und Umgangsweisen, machen soziale Netzwerke so zu einer kommunikativen Verlässlichkeit. Die Personen selbst zeigten sich so als Konstanten in ihrem Alltag und in den Netzwerken anderer. Ihr Handeln und somit auch ihre Gestaltung sind das, was den Alltag letztendlich persönlich prägt und ihn von anderen Alltagen unter ganz ähnlichen Bedingungen unterscheidbar macht. Die persönliche Einrichtung im Alltag und die vielen Handlungen, die auf eine persönliche Ausgestaltung des Unterwegsseins hinwiesen, brachten den täglichen Umgang mit und die Nutzung von Medien ins Spiel. Dies wird im Folgenden ausgearbeitet.

8.3. Persönliche Ausgestaltung von Mobilität durch Medien

Das Unterwegssein ist kein gleichmäßiges Fließen, wie die Ergebnisse zeigten: Nicht nur im offensichtlichen Fall des Verharrens im Stau wurde dies deutlich. Die Mobilitätsphasen der Teilnehmer waren immer wieder durch Zeiten des Wartens oder des Verharrens geprägt, etwa durch eine Unterbrechung der Fahrt ins Büro, durch einen Stopp im Lieblingscafé oder das Warten auf einen (verspäteten) Zug. Burkart sieht wie auch Bachleitner (2005: 266ff) einen direkten Zusammenhang zwischen steigender Mobilität im Alltag und der Zunahme von Wartezeiten: 

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„Je mehr wir mobil sind und sein müssen, desto häufiger gibt es auch Störungen der Mobilität: Staus, Schlangen, Wartezeiten. Die Mobilität, die die Zeit-Raum-Differenz verkürzt, kostet ihrerseits Zeit.“ (Burkart 2007: 58)

Er bezeichnet diese Phasen als inhaltsleer und somit als für den Handelnden überflüssig: „Solche Warte- und Mobilitätszeiten müssen den Menschen der Moderne zunehmend »sinnlos« erscheinen“ (ebd.: 59). In der Untersuchung zeigte sich jedoch, dass Überbrückungs- und Wartezeiten nicht zwangsläufig als störend empfunden wurden. Vielmehr weist die Empirie gerade darauf hin, dass solche Zeiten der Mobilität persönlich, auch mit und durch Medien, gestaltet werden. So wurde die Autofahrt durch die Musik des Lieblingssenders oder CDs personalisiert, in der Bahn oder an Haltestellen das Handeln anderer Menschen zum Zeitvertreib beobachtet, mit dem Handy telefoniert oder die Warte- und Fahrtzeit durch die Lektüre von Zeitschriften angenehmer gestaltet. Dass nicht nur das Angekommen, sondern vielmehr auch das Unterwegssein selbst als bedeutungsvoll betrachtet werden kann, betont auch Urry (2008). Diese Zeiten der Mobilität sind keinesfalls verschwendet, sondern vielmehr Zeit der Personen für sich selbst. Urry stellt unter anderem die Möglichkeit, Eindrücke zu sammeln oder sich zu entspannen, heraus (vgl. ebd.: 250). 

Bei der Gestaltung dieser Phasen des Alltages, die Personen zur Überbrückung von Raum aufwenden, spielte die Mediennutzung eine ganz selbstverständliche Rolle: Medien wurden in den Interviews als wichtige Elemente des Alltagshandelns und im Speziellen auch des Unterwegsseins beschrieben. Ihre Nutzung konnte zudem in den Go-Alongs beobachtet werden. Alle Teilnehmer der Reflexiven Fotografie hatten Bilder aufgenommen, die ganz explizit Medien im Kontext ihres Alltages zeigten. In den Schilderungen zu diesen Fotografien wurden die persönliche Bedeutung dieser Medien und ihre Rolle im Alltag hervorgehoben. Dass Medien nicht auf den häuslichen Bereich beschränkt sind, erschien dabei selbstverständlich. Die Vielfalt der genannten Medien (auch wenn Mobiltelefon, Internet und Fernsehen über alle Fälle deutlich herausragten) zeigte einmal mehr, dass bei der Betrachtung von Medien deren Einordnung in ein Repertoire von Medien und Medienaneignungspraktiken zu berücksichtigen ist (vgl. Höflich 2003). Eine „mobile Sozialisation“ (vgl. Höflich/Kircher 2010a) ist also auch immer das Ausrichten mobiler Kommunikation an anderen medialen Handlungen im Alltag.

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Medien als integraler Bestandteil unseres Alltages sind somit auch Teil des kontinuierlichen Handlungsflusses. „Alltägliches Handeln findet in einer mediatisierten Gesellschaft statt und ist daher ohne Medienbezug nicht mehr denkbar“ (Mikos 2005: 83). Hier bleibt die Frage, ob eine grundsätzliche Prägung des Handelns durch Medien beziehungsweise deren technische Möglichkeiten oder die freie persönliche Entfaltung durch Wahl und Aneignung von Medien das alltägliche mediale Handeln besser begründet und beschreibt.47 Die Untersuchung der einzelnen auf Medien bezogenen Handlungssituationen sowie deren Einbettung in die alltäglichen Handlungsstränge legt eine vermittelnde Perspektive nahe. So finden sich deutliche Hinweise, dass bestimmte Medienangebote einen Ort bereits grundsätzlich prägen und somit das Handeln strukturieren, etwa der Fernseher oder der stationäre Personal Computer. Andererseits ist auch zu erkennen, wie Personen Medien gezielt dazu einsetzen, um ihren Alltag aktiv zu gestalten. In solchen Fällen gilt, um es mit Beck zu sagen: „Wir entscheiden […] welchen Modus der Kommunikation wir wählen“ (ders. 2007: 68; vgl. auch Höflich 1996).

Weitertragen medialer Handlungen

Die Mediatisierung der Gesellschaft hat dabei zur Folge, dass über den privaten Raum hinaus auch die öffentlichen Handlungen immer häufiger mit Mediennutzung einhergehen. Die Durchdringung nichtprivater Räume durch Medien beschreibt Wilke als einen langfristigen Prozess, den er mediengeschichtlich einordnet und als Wandel „vom stationären zum mobilen Rezipienten“ beschreibt (vgl. ders. 2004). Das Musikhören und die Internetnutzung sind Beispiele für die überschneidende Nutzung an festen Orten und unterwegs. Musik spielte bei den Teilnehmern für unterschiedliche Orte eine große Rolle. Beate etwa sah, wie zuvor genauer beschrieben, in der Auswahl und Verwendung von Musik eine wesentliche persönliche Einflussmöglichkeit, um ihre Arbeit angenehmer zu gestalten. Sie führte auch an, dass die Atmosphäre von Orten zu einem großen Teil von der dort gespielten Musik abhänge. Ebenso sahen die anderen Teilnehmer Musik als ein Mittel, Alltag persönlicher zu gestalten. So schilderten die meisten, dass das Radio oder CDs in der Regel die ganze Zeit liefe, wenn sie sich Zuhause befänden: „Ich mach eigentlich sofort, wenn ich nachhause komme, Musik an.“ (Karin/Interview)

Aber auch außerhalb des Zuhauses ist das Radio- beziehungsweise Musikhören fester Bestandteil des Alltages gewesen. So schilderten die Teilnehmer, dass sie im Auto Radio hören oder MP3-Spieler verwenden, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß unterwegs sind. Die empfundene Wichtigkeit der Musik ging in den Schilderungen auseinander. Sie reichte von einem reinen Zeitvertreib, über die begleitende und unterstützende Funktion in manchen Phasen des Alltages bis hin zu der Bewertung von Musik als der persönlich wichtigste mediale Inhalt im Alltag. Deutlich wurde in solchen Handlungen, die als „Mitnehmen des Privaten“ kodiert wurden, das Bestreben, persönliche Inhalte auch außerhalb des Zuhauses zu nutzen. Eine Verbindung zwischen Ort und Bewegung wurde so durch die Mediennutzung hergestellt, denn durch mobile Musikabspieler konnte die persönliche Gestaltungsmöglichkeit über feste Bezugsräume hinausgetragen werden. Das mediale Handeln wird so übersituativ. Die Annahme von Hulme/Truch, Zwischen-Räume seien durch Mobiltelefone zu Räumen der persönlichen Entfaltung geworden (vgl. dies. 2006: 166ff), trifft so auch für andere mobile Medien zu. Besonders deutlich wurde dies bei der auditiven Unterhaltung. Du Gay beschreibt diese intensive Personalisierung im öffentlichen Handeln anhand der kulturellen Veränderungen durch die Technologie des Walkman:

▼ 225 

„You can not only put together a selection from many musical genres and thus construct a medley of different moods and impressions, emotions and fantasies, a personal ensemble to suit your taste, but, with the help of the Walkman, you can »sample« it right in the most public of places.” (ders. 1997: 21)

Ort und Bewegung, Privates und Öffentliches werden so auch abseits des Mobiltelefons durch Medien verbunden, ein Stück des Zuhauses wird in Form von persönlicher Musik in das Unterwegssein getragen.

Medien und ihr Ort – Orte und ihre Medien

▼ 226 

Der Computer und in diesem Zusammenhang insbesondere das Internet wurden oft als zentrales Medium des Alltages beschrieben, etwa dann wenn dieses Medium wie bei Karin, Viktor oder Gero notwendig für die Arbeit, oder wie bei Doro und Frieda wesentlich für Schule und Studium ist. So sei der Laptop

„definitiv zentraler Gegenstand im Alltag, schon allein wegen dem Studium [sic]. Weil halt wie gesagt alles eben online läuft von der Fern-Uni. Und ja, der ist eigentlich auch dauernd an.“ (Frieda/Interview)

Darüber hinaus würde der Computer als vielfältiges Kommunikationsmedium sehr vermisst werden: „Also [ohne, GFK] Internet denke ich, wär schwierig. Also Internet und PC. Geht auch, aber man ist relativ abgeschnitten von der Kommunikation. Das merk ich schon, ja.“ (Frieda/Interview) Zudem wird das Internet von Beate, Frieda und Doro als wichtig für den Kontakt über soziale Netzwerke genannt. Andere Teilnehmer wie Herr Eberle, Herr Dr. Kraus und Viktor heben die Nutzung als Informationsquelle etwa für Nachrichten hervor. Karin und Gero betonen darüber hinaus die Unersetzlichkeit des Computers für ihre beruflichen Aufgaben. Das Internet wird auch als Mittler zwischen dem Zuhause-Sein und dem Unterwegssein beschrieben. Etwa dann, wenn Daten von Zuhause auf dem Laptop mitgenommen werden oder wenn Aufgaben und Informationen, die über dieses Medium zur Verfügung gestellt werden, an unterschiedlichen Orten zugänglich sind. Hier zeigte sich wieder die Verbindung unterschiedlicher Alltagsphasen durch ein Medium.

Aber auch die Betonung von Räumen durch Medien wurde deutlich. Sie können symbolisch für bestimmte Orte und Phasen im Alltag stehen, etwa der Computer für die Arbeit oder der Fernseher für den Feierabend. Denn diese Medien sind meist an einen Ort gebunden und bündeln viele der Handlungen dort auf sich.

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Wie sehr ein Medium dabei alleine physisch einen Ort dominieren kann, wird in einem Go-Along besonders anschaulich: Karin ist für ihre Arbeit auf einen leistungsfähigen Computer angewiesen. Während ihrer Zeit im Büro ist dieser ihr zentrales Medium: Sie nutzt verschiedene Design- und Gestaltungsprogramme, liest und schreibt E-Mails, recherchiert und hört Internetradio. Der Computer ist also wesentlicher Bestandteil der Handlungen vor Ort. Aber er prägt den Raum darüber hinaus auf eine weitere, ganz offensichtliche Weise: Wie in Kreativberufen üblich, nutzt Karin keinen PC sondern einen Macintosh Computer48. Ihr iMac – ein edel designter Computer, bei dem alle Hardware in den großen Monitor integriert ist – thront auf dem Schreibtisch und dominiert das Büro. So sehr, dass die eher zierliche Karin nahezu vollständig hinter dem Bildschirm verschwindet.

Abb. 5: Optische und symbolische Dominanz eines Mediums über einen Ort

Beim Betreten des Ladens wird Kunden das Gerät direkt offensichtlich. Das Medium sendet so – von Karin beabsichtigt oder nicht – bereits abseits seiner Nutzung eine Botschaft aus: Es signalisiert zum einen die Professionalität und zum anderen das Designbewusstsein von Karin. Durch seine Größe ist dieser Computer fest an den Ort gebunden, der wiederum maßgeblich im Sinne einer gegenseitigen Prägung, von der Präsenz und Nutzung bestimmt wird: Das Geschäft ist so der Ort dieses Mediums, der Computer wiederum das Medium dieses Ortes.

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Medien wurden meist mit bestimmten Phasen, Orten oder Zeiten des Alltages in Verbindung gebracht. „Computer benutze ich morgens und abends meistens und Fernsehen schau ich auch meistens abends. Ja.“ (Beate/Interview) So symbolisiert insbesondere das Fernsehen – trotz aller Bestrebungen, mobiles TV zu etablieren49 – den Ortsbezug und eine raum-zeitliche Gebundenheit. Dieses Medium hatte für die Befragten seinen zeitlich und räumlich festen Platz. Es steht für Verlässlichkeiten im Alltag. Frau Kraus begründete die zeitliche Festlegung damit, dass als Hausfrau tagsüber anderes zu erledigen ist: „Der Tag ist ausgefüllt. Man setzt sich abends ab sieben Uhr, 19 Uhr zu den Nachrichten hin.“ (Frau Kraus/Interview) Die räumliche Beziehung wird durch die Ortsgebundenheit des Fernsehgerätes festgelegt. Abends zuhause fernzuschauen ist den Schilderungen nach eine feste Größe im Alltag. Mikos sieht die enge Verbundenheit von Mediennutzung und Alltag und hebt beispielhaft für die Integration von Medien das Fernsehen hervor:

„Der Fernseher eignet sich hierfür besonders, da er [sich, GFK] aufgrund der festen zeitlichen Strukturen der Programme besonders gut in die Tagesabläufe der Menschen einpasst. Fernsehen bietet damit […] ein Stück Vertrauen in die Struktur des Alltages.“ (ders. 2005: 82) 

▼ 229 

Der arbeitslose Teilnehmer etwa hätte die Möglichkeit, auch zu anderen Zeiten fernzusehen. Trotzdem schaut er nur abends die Nachrichten und regelmäßig bestimmte Krimiserien. Vielleicht ein Zeichen für das Weiterwirken von Gewohnheiten aus dem früheren Arbeitsalltag. Vielleicht sogar ein Klammern an die Verlässlichkeit eines Alltages mit einer klaren Struktur und mit einem Feierabend. Die Sicherheit spendende Funktion des Fernsehens für die Alltagsgestaltung wird aber auch dann deutlich, wenn das Fernsehgucken nicht auf einzelne Phasen begrenzt ist, sondern den ganzen Tag über stattfindet. Gonser/Möhring führen hinsichtlich arbeitsloser Nutzer an:

„Das Fernsehen ist durch seine eher passive Rezeptionssituation wie kaum ein anderes Medium in der Lage, Zeitspannen auszufüllen und durch die Bandbreite der Angebote für verschiedene Stimmungen und Bedürfnisse etwas anbieten zu können.“ (dies. 2010: 310) 

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Weggefallene Strukturen oder Phasen im Alltag können so mit wenig Aufwand durch mediale Inhalte ersetzt werden.

Fernsehen trug, wie oft angeführt wurde, zusammen mit anderen Elementen, die das Zuhause-Seins ausmachen (etwa das Essenkochen), zu der Gemütlichkeit dieser Alltagsphase bei. Dies erinnert an das Bild des Fernsehens als modernes Lagerfeuer (vgl. Doelker 1989: 103), das im Mittelpunkt anderer sozialer Handlungen an einem vertrauten Ort steht. 

Abb. 6: Fernsehen als Ruhepol zuhause: Entspannen am „Lagerfeuer“

▼ 231 

Auch die Gemeinsamkeit der Nutzung mit dem Partner wurde, dort wo es zutraf, betont (vgl. auch Linke 2010: 185f)50. Das Medium Fernsehen strukturiert hier also nicht nur den Alltag. Es ist vielmehr in eine Phase des Alltages eingebunden, die auch ohne dieses in seiner grundsätzlichen Form bestehen würde. Allerdings prägt das Medium die Gestaltung dieser Phase, etwa dann, wenn vor dem Fernseher zu Abend gegessen wird. Bei der Ausgestaltung des Fernsehabends reichen die Schilderungen von Fernsehgucken als reine abendlich Gewohnheit bis hin zum Zelebrieren des gemeinsamen Guckens, bei dem in einem Falle sogar jedes Mal das Wohnzimmer umgeräumt wird. Das Medium ist in solchen Fällen Symbol und Zuspitzung der persönlichen Gestaltung des Alltages abseits von Mobilität. Das abendliche Fernsehen beschließt so symbolisch die vielfältigen, den Tag über ablaufenden Handlungsstränge, bevor diese am nächsten Tag erneut beginnen.

Auch wenn sich die persönliche Bedeutung und Nutzung dieser Medien je nach Interviewteilnehmer unterscheidet, so zeigte sich doch, dass sie auf ganz grundsätzliche Art eine ähnliche Rolle in der Gestaltung der Alltage spielten. Während das Mobiltelefon als Medium, das den ganzen Tag über in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt wird, beschrieben wurde, war das Fernsehen und zu einem gewissen Teil auch die Computernutzung nicht nur räumlich, sondern in der Regel auch zeitlich im Alltagshandeln festgelegt. Es zeigte sich, dass Medien fest in die Struktur des Alltages eingebunden sind und durch ihre Eigenschaften diese Strukturen stützen oder sogar etablieren können (vgl. auch Mikos 2005). So verbanden die Teilnehmer in ihren Schilderungen das Filmegucken mit der Abendgestaltung zuhause, die wiederum als beständiger Gegenpol zu der alltäglichen Mobilität beschrieben wurde.

Alltägliche Stabilität auch in einem mobilen Alltag

Die von Burkart aufgestellte These „Das Mobiltelefon […] forciert eine Lebensweise, in der drei Zentralwerte hochmoderner Gesellschaften gebündelt und gegenseitig verstärkt werden: Mobilität, Kommunikation und Individualität“ (ders. 2000: 216) lässt sich angesichts dieser Erkenntnisse relativieren. Sicherlich ist das tägliche Unterwegssein geprägt von der Möglichkeit zu mobiler Kommunikation. Planung und Begründung des Mobil-Seins wurden oft genug über das Mobiltelefon ausgehandelt. Unterwegs war dieses Medium der zentrale kommunikative Bezug zu weiteren Orten und Personen. Zudem nahmen die Teilnehmer an, dass sie in ihrem Alltag nur schwierig auf dieses Medium verzichten könnten. Greift man bei der Betrachtung alltäglicher Mediennutzung also nur mobile Kommunikationsmedien und bei den Phasen des Alltages lediglich die Mobilität heraus, so lässt sich die Entwicklung solch einer flexibilisierten Lebensweise leichter annehmen.

▼ 232 

Allerdings stehen der alltäglichen Mobilität eben auch Beständigkeiten im Alltag gegenüber, die durch den übersituativen Forschungsansatz in die Betrachtung mit einbezogen wurden. Diese Phasen waren, wie gezeigt wurde, durch die Nutzung anderer Medien geprägt. Das Mobiltelefon wurde hier oft abgeschaltet oder nicht beantwortet, konnte seinen Einfluss so nicht geltend machen. Dem Zwang zu Mobilisierung, den Burkart von dem Medium Mobiltelefon ausgehen sieht, steht gegenüber, dass solche Einflüsse in einer grundsätzlichen Beständigkeit bestimmter Alltagsphasen durchaus einen Widerpart finden. Um es mit Bausinger zu sagen: „Alltag: das ist die an der Oberfläche weiche, tatsächlich aber kaum verrückbare Struktur der Trägheit – eine Blockade gegen jeglichen tiefergreifenden Wandel“ (ders. 1983: 25). Medien haben daran, so führt er aus, einen grundlegenden Anteil. Abseits mobiler Medien konnte dieser deutliche Einfluss wie beschrieben weiterhin gefunden werden.

Beständigkeit im alltäglichen Handlungsfluss findet sich darüber hinaus auch in persönlichen Beziehungen wieder. Auch wenn mit der Mobilität im Alltag der Kontakt mit immer mehr Menschen einhergeht, so wurden vor allen Dingen die langfristigen Beziehungen, die dem Alltag über das Kurzfristige und Flexible hinaus Stabilität verleihen, in den Interviews beschrieben (vgl. Kapitel auch 8.2). Mobilität und Flexibilität in solchen Netzwerken forderte bestimmte kommunikative Arrangements, um diese zu bewahren. Frieda führt an, dass ihr Freundeskreis mittlerweile über den ganzen Globus verteilt sei – „Ich würde sagen das ist halt schon so, dass einfach grad, wenn ich jetzt von den Studenten spreche, alle viel weiter verstreut sind.“ (Frieda/Interview) –, er durch soziale Netzwerke über das Internet jedoch weiterhin zusammengehalten werde: 

▼ 233 

„Viel, dass ich halt E-Mails mit meinen Freunden schreibe. Oder, ja, StudiVZ [lacht], weil viele halt im Ausland sind und […] nicht hier wohnen. Und da ist das einfach schon eigentlich das Kontaktmedium schlechthin.“ (Frieda/Interview) 

Über Medien in Kontakt zu bleiben kann dabei ganz unterschiedlich aussehen. Herr und Frau Kraus rufen ihre Freunde an, wenn sie sich mit diesen für die kommenden Tage verabreden wollen. Doro hingegen zieht alle Register der Kommunikation, wenn sie in ihrem Netzwerk aktiv ist. Wie beschrieben ist sie über Netzwerk-Portale, Chats, Anrufe und SMS mit ihren Freunden verbunden. Und eben auch durch direkte Kommunikation, wenn sie sich in der Schule oder in der Stadt treffen. Auch in den begleitenden Beobachtungen wurde der Stellenwert solcher längerfristiger Beziehungen deutlich, wenn gemeinsames kommunikatives Handeln als routiniert und wenig erklärungsbedürftig erschien. So

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„nickt Karin nur kurz, als sie ihr Stamm-Café betritt. Sie wisse, dass die Besitzerin sie wahrnimmt, merke aber, dass diese gerade keine Zeit hat, weil es so voll ist. Karin setzt sich hin und liest eine Zeitschrift. Die Chefin begrüßt sie dann, nachdem sich der Laden wieder geleert hat, herzlich. Karin schildert, dass sie durchaus bereit ist zu warten, da sie ja die Besitzerin ja gut kennt. Sie wisse schon beim Reinkommen, wann diese eingebunden oder gestresst ist. So lasse sie ihr Zeit, erst einmal andere Kunden zu bedienen.“ (Karin/Go-Along)

Sowohl bestimmte Formen der Mediennutzung wie auch der Kontakt zu langfristigen sozialen Beziehungen bedeuteten eine Betonung von Orten der Nutzung und des Treffens für die Gestaltung des Alltages. Die Verbindung zu diesen stützenden Netzwerken aus Personen und Orten wird durch mobile Medien immer mehr auch unterwegs möglich. Darüber hinaus kann diese mobile kommunikative Einbindung in vertraute Netzwerke auch Sicherheit an neuen Orten oder in neuen Situationen im Alltag spenden (vgl. Buschauer 2010: 313). Solche Aspekte der Verlässlichkeit stehen der zuvor angeführten weiteren Flexibilisierung und damit einhergehenden Verunsicherung im Alltag durch mobile Kommunikation (vgl. Burkart 2000) entgegen.


Fußnoten und Endnoten

45  Siehe hierzu auch das Beispiel des Flughafens als Mobilitätsraum, der sich in eine Vielzahl weitere Handlungsräume unterteilen lässt (vgl. Kapitel 2.1).

46  Am Beispiel der Fernsehnutzung zeigen Roe/Vandebosch, dass das Wetter einen oft übersehenen, aber nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Handeln haben kann (vgl. dies. 1996). Auch bei der Ausgestaltung alltäglicher Wege ließen sich Variationen oftmals hiermit begründen und sich die Wahl der Transportmittel so über die persönliche Entscheidung hinaus mit den Witterungsbedingungen erklären.

47  vgl. auch Kapitel 3.

48  Macintosh Computer („Macs“) der Firma Apple gelten unter anderem als leistungsfähig für graphikintensive Aufgaben. Dies liegt insbesondere in dem Betriebssystem und der effizienten Abstimmung der verwendeten Komponenten begründet. Daher sind diese Computer – zusätzlich zu dem besonderen Design und einer gewissen Exklusivität – interessant für Kreativberufler. (vgl. Gartz 2005).

49  Trotz aller Werbeanstrengungen nutzten 2009 lediglich 2% der deutschen Handybesitzer mobiles Fernsehen (vgl. Nielsen 2009). Gerade einmal 8% der potentiellen Nutzer gaben an, überhaupt an dieser Technologie „(sehr) interessiert“ zu sein (vgl. Bitkom 2009: 17).

50  Interessant ist hierbei, dass in Linkes Studie zum kommunikativen Alltag von Paaren Teilnehmer selbst den Begriff „Lagerfeuer“ für das Fernsehen verwendeten (vgl. dies. 2010: 90).



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