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„Psychotreff“ : Encounter-Gruppen in den öffentlichen Medien : ein Spiegel der Gesellschaft der 1970er Jahre

Auf Basis humanistischer Therapieprinzipien entwickelte der US-amerikanische Psychologe C. Rogers die personenzentrierte Psychotherapie. Gleichermaßen war er an der Entstehung sogenannter Encounter, Selbsterfahrungsgruppen unter nicht-direktiver Leitung, beteiligt. Die Psychologen Professoren Tausch etablierten Rogers Therapieideale in Deutschland und gründeten die Fernsehsendung Psychotreff, die von 1977-1980 im SWR ausgestrahlt worden war und solche Selbsterfahrungsgruppen im Fernsehen darstellte. Das Konzept der Sendung fiel in eine Zeit, in der Gruppen generell sehr populär waren und in verschiedenen therapieorientierten und erfahrungsbasierten Gruppen ausprobiert wurden. Psychotreff stellte im deutschen Fernsehen ein neuartiges Sendungsformat im Realitygenre dar. In der Sendung kamen Freiwillige zusammen, um sich in der Gruppe über ihre Probleme und seelischen Beeinträchtigungen auszutauschen. Die besprochenen Inhalte spiegeln den Wertewandel infolge der 68er Bewegung sowie das zentrale gesellschaftspolitische Geschehen der 70er Jahre. Gruppenkonzept und Verhalten der Therapeuten während der Gruppensitzungen förderte die Selbsterfahrung der Teilnehmer. Die Auswirkungen von Psychotreff auf die Teilnehmer lassen sich im Wesentlichen mit den von Yalom formulierten Wirkfaktoren von Gruppe beschreiben. Psychotreff leistete einen wichtigen Beitrag, bestehende Missstände im psychiatrischen Versorgungswesen der 70er Jahre zu beheben, förderte die Gleichstellung psychisch und somatisch Kranker und räumte mit Vorurteilen und Stigmatisierungen hinsichtlich psychischer Beeinträchtigungen auf. Aus diesen Gründen wurde die Sendung von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finanziell unterstützt.

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