Die historische Aufarbeitung psychosozialer Aspekte der DDR-Vergangenheit hat in den letzten Jahren zugenommen. Seit 2019 beschäftigt sich das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Seelenarbeit im Sozialismus (SiSaP)“ mit der Erforschung der ambivalenten Rollen der Disziplinen Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie. Die vorliegende Dissertation entstand im Rahmen des Teilprojektes zur DDR-Psychotherapie. Ein Schwerpunkt dieses Teilprojektes bestand darin, einschlägige DDR-Fachliteratur hinsichtlich ihrer bibliometrischen und inhaltlichen Struktur systematisch zu untersuchen und diese mit analogen westdeutschen Texten zu vergleichen. Hintergrund dabei war, dass diese Literatur als symptomatisch für das thematische Vorhandensein und das inhaltliche Verständnis innerhalb des politisch-ideologischen Überbaus der DDR herangezogen werden kann. Dabei standen Fragestellungen im Mittelpunkt, die Netzwerkstrukturen und Arbeitsbündnisse mittels Literaturzitierungen identifizieren, inhaltlich thematisierte politisch-ideologische Kontextbindungen aufdecken und so historische Dynamiken mit unterschiedlichen Tendenzen darstellen sollten. Die drei Originalarbeiten der kumulativen Dissertation erweitern die bisherige Aufarbeitungsforschung zur Rolle der DDR-Psychotherapie. So konnten Aussagen von Zeitzeug:innen und ehemaligen therapeutischen Akteur:innen formal geprüft und fundiert werden. Darüber hinaus besteht der Beitrag der Arbeiten darin, das Potenzial der Anwendung digitaler Methoden im Umgang mit großen Datenmengen auf historisches Textmaterial – im Sinne von Digital History – darzustellen.