Zusammenfassung: Die Trinitätslehre des Apollinaris von Laodicea hat in der patristischen Forschung bislang nur wenig Beachtung gefunden. Aufgrund einer verbreiterten Quellenbasis durch die Zuweisung von Ps.-Athanasius, Contra Sabellianos und Ps.-Basilius, Contra Eunomium IV–V an Apollinaris wird in der vorliegenden Untersuchung dargelegt, daß mit dessen trinitarischer Theologie ein eigenständiger Entwurf in die Diskussionen der 360er Jahre eingebracht wurde. Charakteristisch dafür ist die Identifizierung von Ousia und Hypostasis und die Unterscheidung der Personen durch , die sowohl eine reale Dreiheit zu behaupten als auch einer „Dreipersönlichkeit“ Gottes zu widersprechen erlauben. Während sich im Osten mit Basilius von Caesarea die Rede von drei Hypostasen durchzusetzen begann, könnte Apollinaris' Theologie eine bislang nicht beachtete Nachwirkung im lateinischen Westen entfaltet haben. Es wird damit möglicherweise stringenter zu erklären sein, wie sich innerhalb des nizänischen Grundkonsenses bezüglich der Homousie der trinitarischen Personen in Ost und West unterschiedliche, nicht aufeinander reduzierbare Konzepte etablierten, deren Einheit und Dreiheit begrifflich konsistent zu fassen ist.
Rechteinhaber: © Walter de Gruyter
Nutzung und Vervielfältigung:
Dieser Beitrag ist mit Zustimmung des Rechteinhabers aufgrund einer (DFG-geförderten) Allianz- bzw. Nationallizenz frei zugänglich.