In Auseinandersetzung mit poststrukturalistischen Versuchen, die Unterscheidung zwischen Fakten und Fiktionen im Anschluß an Friedrich Nietzsche zu nivellieren, wird diese Unterscheidung mit Blick auf die Geschichtswissenschaft verteidigt. In begriffsgeschichtlicher Perspektive erfolgt sodann eine Diagnose panfiktionalistischer Tendenzen, die belegt, dass diese Tendenzen auf einer Vermischung von Fiktionalität mit Literarizität und Narrativität beruhen. Gegenüber zu einseitig szientifisch ausgerichteten methodologischen Bestrebungen in der Geschichtswissenschaft wird sodann die Relevanz der literarisch-narrativen Darstellungsform ins Spiel gebracht. Wenn dabei Gemeinsamkeiten zwischen Literatur und Geschichtsschreibung Beachtung finden, so gerade nicht, um die Historie in dekonstruktiver Absicht der fiktionalistischen ‚Mittäterschaft‘ zu verdächtigen, sondern ganz im Gegenteil, um das Erkenntnispotential der Literatur, das als narrative Vergegenwärtigungsleistung expliziert wird, für die historische Erkenntnis fruchtbar zu machen.
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