Zwischen Emanzipation und Trauma: Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg (Deutschland, Sowjetunion, USA). : Ein Vergleich

GND
137093772
Zugehörigkeit
 Friedrich-Schiller-Universität, Historisches Institut, Jena
Maubach, Franka;
Zugehörigkeit
 Friedrich-Schiller-Universität, Historisches Institut, Jena, Deutschland
Satjukow, Silke

Der weibliche Kombattantenstatus gilt der neueren Genderforschung als Markstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Nur selten wird in den Blick genommen, was die Zulassung zur Waffe und deren Gebrauch realiter bedeuten. Konfrontationen mit kriegerischer Gewalt, mit Tod und Töten, sind (für Männer und Frauen) häufig weniger befreiend denn traumatisierend. Am Beispiel des Zweiten Weltkriegs, in dem Frauen erstmals massenhaft für den Militärdienst rekrutiert wurden, läßt sich diese These besonders gut überprüfen. Um unterschiedliche Distanzen von Frauen zum bewaffneten Kampf ausmessen und verschiedene Zugangsweisen zum Einsatz nachzeichnen zu können, nimmt der Aufsatz deutsche Wehrmachthelferinnen, sowjetische Rotarmistinnen und US-amerikanische WACs vergleichend in den Blick. Während viele Rotarmistinnen mit der Waffe in der Hand an der Front kämpften, blieben die WACs weitgehend jenseits der Kampffront. Der Dienst der Helferinnen in der deutschen Wehrmacht changiert dazwischen. Obwohl die Soldatinnen 1945 mehrheitlich demobilisiert wurden, zeitigten die neuen weiblichen Kriegserfahrungen weitreichende kurz- und langfristige Folgen. Es stellt sich heraus: Je näher die Frauen dem bewaffneten Kampf gekommen waren, desto weniger konnten sie ihre oft traumatischen Erfahrungen als Emanzipation verstehen und ex post erinnern. Indem die Voraussetzungen der Einsätze, diese selbst wie deren Nachwirkungen untersucht werden, wird jener Raum zwischen Emanzipation und Trauma ausgeleuchtet, in dem weiblicher Militärdienst verortet werden muß.

Gender historians consider the entrance of the female combatant onto the historical stage as a landmark on the road to gender equality. Yet only rarely has it been discussed thus far what the opportunity to bear weapons and the resultant ability to use them in an act of (offensive or defensive) violence means in actuality. Commonly, confrontations with military violence, with death and killing, are less liberating but rather traumatizing – for men and women alike. This hypothesis can be productively explored by looking at the example of the massive military and paramilitary employment of female recruits during World War II. The analysis focuses comparatively on German female auxiliary forces ( Wehrmachthelferinnen ), female Red Army soldiers, and US-American WACs in order to reconstruct the varying degrees to which women were involved in armed conflict and to investigate the diverse approaches towards these modes of military mobilization. While many female Red Army soldiers fought at the front lines of the war bearing combat weapons, the WACs remained largely aloof from the immediate battle field. The service rendered by women in the German Wehrmacht must be situated somewhere in between the two forms of deployment. And even though female soldiers were overwhelmingly demobilized in 1945, the new female experiences with war had significant short- and long-term consequences. It seems that, once the war was over, those women who had come closest to actual combat were least able to consider their often traumatizing experiences as in any way emancipating. By looking at the preconditions for the various deployments, the military experiences themselves as well as at their aftermaths this essay explores the still rather obscure sphere between emancipation and trauma in which female military participation must be positioned.

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