Tilman Fischer , Reiseziel England. Ein Beitrag zur Poetik der Reisebeschreibung und zur Topik der Moderne (1830–1870). 2004

Der gewichtige Band vereinigt zwei Werke: eine literaturwissenschaftliche Abhandlung zur Poetik des Reiseberichts und eine kulturwissenschaftliche Abhandlung zum Englandbild des 19. Jahrhunderts. Die Quellengrundlage (im engeren Sinne) bilden etwa 80 Reiseberichte deutscher Englandreisender aus den vier Jahrzehnten der Mitte des 19. Jahrhunderts. Überflüssig zu erwähnen, daß es einen inneren Zusammenhang beider Abhandlungen gibt: Die Poetik des Reiseberichts wird abgeleitet aus der Analyse genau jener Quellen, welche zugleich hinsichtlich einer „Topik der Moderne“ zum Sprechen gebracht werden. Erstaunlicherweise betont der Autor immer wieder die hohe Konstanz beziehungsweise Entwicklungslosigkeit seines Quellencorpus: Trotz 1848 sieht er in den fokussierten Jahrzehnten keine Zäsur, keinen Fortschritt, keine allgemeine Entwicklungstendenz. Das Medium des Reiseberichts war offenkundig 1830 schon genauso ausgebildet, wie es sich die zahlreichen, zumeist zum Bildungsbürgertum zu rechnenden Autoren aneigneten. Fischer sieht Reiseberichte stark als „Medium der Wissenspräsentation“, im übrigen als „Mischform“, die geeignet war, Texte und Fragmente, Dokumente und Tabellen, Lyrisches und Aphoristisches aufzunehmen. Die eigentliche „Poetik“ dieser Gattung ist insofern mit einer Poetik der Lyrik oder des Dramas kaum zu vergleichen.

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