Ökonometrische Analysen zu Determinanten von Wahlverhalten

Mit den Wahlerfolgen rechtspopulistischer Parteien innerhalb des letzten Jahrzehnts kam es auch zu einer vermehrten Erforschung der Ursachen dieser Entwicklung. Hierbei kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen bzw. Schwerpunktsetzungen. Neben Erklärungsansätzen, die sich auf ökonomische Ursachen für die Wahlerfolge der Rechtspopulisten konzentrieren, und solchen, die eher aus einer kulturellen, annerkennungsorientierten Perspektive argumentieren, gibt es in der aktuellen Forschung auch Deutungsversuche, die über die simplen primären ökonomischen Kennzahlen wie Arbeitslosigkeit, Einkommen und ähnliches hinausgehend die Ursachen auf der Ebene der Anerkennung und Berücksichtigung suchen, die sich aber in ökonomischen Kenngrößen niederschlägt, bzw. sich in ökonomischen Ursachen begründet. Zu diesen Ansätzen, die eine Deprivationserfahrung anhand von Strukturschwächung festmachen, gehören die Untersuchungen des französischen Politologen Jerome Fourquet, der Wahlergebnisse der Front National und Infrastruktur der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum in Frankreich untersucht hat. Dabei kommt er zu der Erkenntnis, dass die Wahlergebnisse für die französischen Rechtspopulisten schlechter ausfallen, wo Post, Apotheke, Bank, Allgemeinarzt, Supermarkt, Bäckerei oder Metzgerei vorhanden sind. Anschließend an diesen Ansatz wurden im Zuge der kumulativen Dissertation „Ökonometrische Analysen zu Determinanten von Wahlverhalten“ Untersuchungen für Wahlverhalten bei verschiedenen Wahlen in Thüringen durchgeführt, wobei der mit Schwerpunkt auf der Untersuchung der Wahlergebnisse der AfD lag. In den Forschungspapieren 1 und 2 wurden die Zusammenhänge von Infrastruktur und Wahlverhalten bei der Landtagswahl 2014 und der Bundestagswahl 2017 in Thüringen betrachtet. Dabei konnte ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Infrastruktur wie Apotheken, Banken, Postfilialen und Supermärkten und schlechteren Wahlergebnissen für die AfD festgestellt werden. Auch für die Wahlergebnisse anderer Parteien ergaben sich signifikante Zusammenhänge. In Forschungspapier 3 wurden Zusammenhänge von Pendlerströmen und Wahlverhalten bei drei Wahlen in Thüringen analysiert. Gegenteilig zur Ausgangshypothese, dass sich in hohem Pendleraufkommen Frust ausdrückt, der mit einem höheren AfD Ergebnis einhergeht, wurden für die Wahlergebnisse der AfD und Pendleranteil an der Bevölkerung negative Zusammenhänge festgestellt, während sich für die anderen Parteien kaum Zusammenhänge zeigten.

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