Die vorliegende Untersuchung greift das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit in einem bestimmten Feld der Sozialpädagogik auf: Beim Pflegefamilienbereich handelt es sich um ein Feld, welches durch die staatliche Kontrolle der Familien in besonderer Weise betroffen ist. Pflegefamilien sind in der Schweiz seit einigen Jahren Gegenstand von Professionalisierungsbestrebungen und gleichzeitig lässt sich an diesem Bereich auch sehr deutlich die Interventionslogik staatlicher Institutionen in die Familien beleuchten. Mittels eines hegemoniekritischen Theorieansatzes wird das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit beleuchtet und dabei sowohl hegemoniale wie auch gegen-hegemoniale Deutungen des kulturellen Alltags herausgearbeitet. Anhand der tiefenhermeneutischen Analysemethode werden Interviews mit Pflegeeltern, Sozialarbeitenden, Betreuerinnen und Vormundschaftsbehörde hinsichtlich der vorgenommenen symbolischen Ordnungen von Privatheit und Öffentlichkeit bearbeitet. Das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit ergibt sich entlang der symbolischen Ordnungen einer hegemonialen Familialität, der Hegemonie der Absicherung und Expertenperspektive und letztlich einer Ambivalenz von Nähe. Ein besonderes Augenmerk wird auf Inhalte gelegt, die aufgrund der strukturellen Bedingungen der Sozialen Arbeit und des Pflegefamilienbereichs aus den Diskursen verdrängt werden: Hierbei handelt es sich um die Themen Liebe, Religion, Lohnarbeit und Besitz am Kind. Diese geben Hinweise auf andere Deutungen als die in der Professionalisierung des Pflegefamilienbereichs aktuell vorherrschenden. Hierin lassen sich Momente des Kampfes um die kulturelle Hegemonie entdecken, indem Lücken und Zwischenräume entdeckt werden, in denen sich Freiheit jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik verwirklichen lässt.