”Parental knowledge” : prototypische Entwicklungsverläufe im frühen Jugendalter und ihre Auswirkungen auf jugendtypisches Problemverhalten

Diese Studie untersuchte, ob unterschiedliche Entwicklungsverläufe der elterlichen Informiertheit über die außerhäuslich verbrachte Freizeit der Kinder (sog. parental knowledge) das Ausmaß des Anstiegs zeitgleicher Entwicklungsverläufe von drei problemverhaltensbezogenen Merkmalen (Alkoholkonsum, Delinquenz, Kontakt zu devianten Peers) in der frühen Adoleszenz direkt beeinflussen (sog. Haupteffekte) und darüber hinaus transaktionale Beziehungen zwischen den Entwicklungsverläufen der drei Zielvariablen moderieren. Die Normstichprobe der Längsschnittstudie umfasste 708 Schüler aus 21 Thüringer Schulen. Das durchschnittliche Alter der Stichprobe betrug zum ersten Messzeitpunkt 10.5 Jahre und die Studiendauer etwa 3.5 Jahre. Alle Daten wurden per Fragebogen erfasst (Selbstauskunft). Über das Growth Mixture-Verfahren wurden zwei etwa gleich große Entwicklungsverlaufsklassen des parental knowledge aus den Daten isoliert, die sich im Ausgangsniveau unterschieden, jedoch nicht was den moderat linear abnehmenden Verlauf betrifft. Die Verlaufsklassen konnten mittels Kovariaten validiert werden. Es wurde ferner gezeigt, dass das Folgen einer vom Niveau her höheren parental knowledge-Verlaufsklasse mildernde Haupteffekte auf zeitgleiche Verläufe (Level und Anstieg) von Alkoholkonsum, Delinquenz und Kontakt zu devianten Peers besitzt. Wechselseitige Beziehungen zwischen den Verläufen der drei Zielvariablen (ermittelt über Autoregressive Latent Trajectory Modeling) wurden zum überwiegenden Teil jedoch nicht durch ein hohes parental knowledge abgeschwächt. Damit vermag ein hohes parental knowledge den jugendtypischen Anstieg des Problemverhaltens abzumildern und den Kontakt zu devianten Peers initial zu begrenzen. Transaktionale Risikoprozesse wie Peer-Sozialisation und Peer-Selektion verlieren jedoch selbst bei einem hohen Niveau des parental knowledge nicht an Relevanz. Implikationen für Präventionsprogramme gegen Problemverhalten in der Jugend werden diskutiert.

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