Ziel dieser Meta-Analyse ist es, internationale Forschungsarbeiten über Altersunterschiede in Vorurteilen bei Kindern und Jugendlichen empirisch zu¬sammen¬zufassen, um dadurch einen (normativen) Verlauf der Vorurteilsentwicklung skizzieren zu können. Insgesamt gingen 140 internationale Doku¬mente mit 147 querschnittlichen und 8 längsschnittlichen Studien in die Analyse ein. Jede dieser Studien untersuchte dabei Vorurteile in mindestens zwei Altersgruppen. Die Altersunterschiede wurden über die verschiedenen Studien systematisch aggregiert. Die Ergebnisse zeigen einen robusten Anstieg von Vorurteilen von der frühen bis mittleren Kindheit und einen leichten Abfall in der späten Kindheit, während im Jugendalter keine systematischen Altersunterschiede gefunden wurden. Differenziertere Analysen erga¬ben jedoch, dass dieser Verlauf maßgeblich bei Vorurteilen in Bezug auf Ethnie und schwarze Hautfarbe zu finden ist, nicht jedoch gegenüber nationalen Gruppen, Behinderten, Ge¬schlechts-gruppen, Homosexuellen oder gegenüber Alten, weshalb nicht von einem allge¬meinen Entwicklungsverlauf von Vorurteilen ausgegangen werden kann. Die Analysen ergaben weiterhin Effekte hinsichtlich methodischer Merkmale der Operationa¬lisierung, wobei insbesondere Unterschiede zwischen expliziten und impliziten Maßen bedeutsam waren. In Bezug auf Merkmale der Stichproben konnten der soziale Status der Fremdgruppe und Kontaktgelegenheiten mit der Fremdgruppe als Moderatoren der Entwick¬lungsverläufe identifiziert werden. So sinken Vorurteile gegenüber statusniedrigeren Gruppen in der späten Kindheit ab, sobald die Kinder Kontakte mit diesen Gruppen haben. Vorurteile gegenüber statushöheren Gruppen steigen jedoch im Verlauf des Grundschulalters an. Insgesamt macht diese Meta-Analyse deutlich, dass sich Vorurteile systematisch mit dem Alter verändern und besonders die späte Kindheit eine sensible Phase im Verlauf der Einstellungsentwicklung darstellt.